Da ist der Wurm drin in der Realität: Das Segelboot am Dach des Hotel Daniel Wien
„Misconceivable“, also missverständlich, heißt das Kunstwerk von Erwin Wurm. Missverständlicher als ein verbogenes Boot, das scheinbar vom Dach eines Hotels zu hängen oder schweben scheint, geht es ja auch kaum. Der Anblick soll die Betrachter irritieren, für Gesprächsstoff sorgen, und zu einer neuen Betrachtung der Realität anregen.
Florian Weitzer ist als Eigentümer immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, mit dem Hotel Daniel unkonventionelle Wege einzuschlagen. Und was könnte besser zu einem Hotel passen, das ein wenig anders ist, als ein Kunstwerk, das den Status Quo ebenfalls in Frage stellt. Die Entscheidung, den Künstler Erwin Wurm für ein gemeinsames Projekt heranzuziehen, war fast schon eine selbstverständliche.
Der Österreicher Erwin Wurm zählt zu den erfolgreichsten Künstlern der Gegenwart. Wurm beschäftigt sich seit längerer Zeit intensiv und humorvoll mit der Veränderung und Verzerrung der Realität durch Kunst. Neben dem Boot auf dem Hotel Daniel zierte vor einigen Jahre auch ein Einfamilienhaus das Dach des MUMOK im Wiener Museumsquartier. Breite Bekanntheit erreichte Wurm vor allem durch seine „One Minute Sculptures“, in denen er Personen in überraschende Zusammenhänge mit Alltagsgegenständen bringt und anschließend fotografiert.
„Misconceivable“ war das perfekte Kunstwerk für das Hotel Daniel. Das Boot am Dach war ein äußerst umfassendes Projekt — schließlich ist es nicht ganz so einfach, mir nichts, dir nichts ein Segelboot auf dem 7. Stock eines Wiener Hauses zu montieren. In enger Zusammenarbeit zwischen Erwin Wurm und dem Hotel Daniel, und mit Unterstützung von grubeck artconsulting und Atelier Heiss Architekten, wurde das Projekt jedoch rechtzeitig zur offiziellen Eröffnung des Hotel Daniel im Mai 2012 realisiert.
Inzwischen ist das Boot natürlich längst zum Fixbestandteil des Hotels geworden. Neue BesucherInnen erstaunt das Boot auf dem Dach immer noch. Die Honigbienen, deren Zuhause ebenfalls auf dem Dach des Hotel Daniel ist, haben sich aber längst an ihren Mitbewohner gewöhnt. Wer weiß, vielleicht haben sie es sich sogar bereits darin gemütlich gemacht.